Am 2. Juni bekommt der CSD Cottbus e.V. Vorstand einen Anruf aus der Zivilbevölkerung. Am Cottbuser Stadthaus am Erich Kästner Platz hängt aus dem Fenster der AfD - Fraktion eine "Stolz-Fahne". Die "Stolz-Fahne" ist eine abgewandelte deutsche Nationalflagge.
Laut Verfassungsschutz ist seit 2023 eine Gegenbewegung "Stolzmonat" zu beobachten. "Rechtsextremisten nehmen den Pride Month zum Anlass, ihre queerfeindlichen Einstellungen zum Ausdruck zu bringen."
Der "Stolzmonat" ist eine bewusste Gegenbewegung zum "Pride Month" (Christopher Street Day, CSD). Rechte und rechtsextreme Kreise, darunter die AfD und die "Identitäre Bewegung", haben den "Stolzmonat" etabliert, um eine konservative und nationalistische Botschaft zu verbreiten und sich gegen queere Anliegen zu positionieren. Die Wahl desselben Monats und die direkte Übersetzung von "Pride" (Stolz) sollen eine eindeutige Verbindung herstellen und den ursprünglichen Sinn des Pride Month umdeuten.
Die Botschaft des "Stolzmonats" steht im Gegensatz zu den Werten wie friedlichem Miteinander, Akzeptanz und dem Schutz vor Diskriminierung von Minderheitengruppen. Diese Botschaft steht entgegen unserer freiheitlich demokratischen Verfassung. Die "Stolzmonat-Fahne" ist nicht nur ein einfaches nationales Symbol, sondern eine bewusste, von rechtsextremen Gruppen propagierte Gegenbewegung, die als Ausdruck von Queerfeindlichkeit, Nationalismus und Ablehnung gesellschaftlicher Vielfalt wahrgenommen wird.
Was ist der Pride Month?
Pride steht für Stolz, Selbstbewusstsein und für die täglichen Kämpfe gegen Kriminalisierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung der queeren Community und von LSBTIQ*-Menschen. Der Pride Month, auf Deutsch "Stolz-Monat" wurde erstmals 1999 vom Präsidenten Bill Clinton offiziell in den USA ausgerufen, um den 30. Jahrestag des Stonewall-Aufstandes zu gedenken. Seit dem Aufstand am Stonewall Inn in New York City in der Christopher Street ist der "Pride Month" im Juni zu einem Symbol der queeren Community geworden. Der Stonewall-Aufwand ist der Ursprung des Christopher Street Days (CSD).
Die AfD-Fraktion Cottbus hatte sich Anfang April mit ihrem Antrag (AT 15/25) im Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Rechte für Minderheiten dafür eingesetzt, dass die Landesflaggenverordnung eingehalten wird. Es wurde ein Versuch unternommen, das Hissen einer Regenbogenfahne an öffentlichen Gebäuden und auch an Schulen zu verhindern. Jährlich wehen über 300 Regenbogenfahnen zu den CSD-Aktionswochen in der Region. Auch am Erich Kästner Platz wird feierlich eine Regenbogenfahne zu den Aktionswochen am Fahnenmast für 2 Wochen aufgezogen.
Nachdem die "Stolz-Fahne" am Stadthaus entdeckt wurde, haben die Zivilgesellschaft und auch die Verwaltung umgehend reagiert. Die Fahne wurde innerhalb weniger Stunden aus dem Fenster entfernt und hängt nun hinter der Scheibe im Innenraum der AfD-Fraktion. Auf dem Erich Kästner Platz haben Menschen "Love is Love" mit Straßenmalkreide geschrieben und einen Regenbogen samt Herz gemalt.