Drag Workshop - Irritation in Bild und ohne Ton
Wer sich am 27. und 29. Juni zum Drag Workshop im Kulturzentrum Bunte Welt in Cottbus angemeldet hatte, war gespannt, ein bisschen aufgeregt und auf langes Sitzen eingerichtet. Denn ein Drag Workshop dauert seine Zeit - ganze fünf bis sechs Stunden.
Was ist ein Drag Workshop?
Von Außen betrachtet, geht es bei einem Drag Workshop um die künstlerische Verwandlung vom Mann zur Frau (Drag Queen) oder von der Frau zum Mann (Drag King). Dabei wird mit viel Makeup und Kostümen gearbeitet. Es geht aber noch um viel mehr. Dazu komme ich später.
Drei mutige Männer haben sich in die Hände erfahrener Künstler begeben und ließen geduldig an sich herumzupfen und pinseln. Wie sie am Ende aussehen werden, wusste zu Beginn niemand.
Warum macht man/frau das?
Für die einen ist die Verwandlung Spaß und Gaudi, für andere steckt mehr dahinter. Manch eine_r möchte das einfach mal für sich erleben und gucken, was passiert und wie es sich anfühlt, wenn das Spiegelbild plötzlich fremd ist. Bei diesem Workshop sehen die Menschen nämlich die Verwandlung nicht Schritt für Schritt, sondern erleben das Ergebnis erst am Ende. Handy und Spiegel sind während des Schminkens tabu :-)
Wer sich intensiver mit dieser Kunstform beschäftigt wird z.B. erfahren, dass es Menschen gibt, die ihr Wesen, also ihre Identität(en) im Alltag nicht ausleben können. Das sind z.B. Menschen, die tagsüber mit Schlips und Kragen rumlaufen oder auf dem Bau einen Kran fahren und Angst davor haben, sich als schwul oder trans* zu outen. Sie fürchten Jobverlust, Mobbing, Anfeindungen und Gewalt.
Es gibt Menschen, die dann Kunstformen nutzen, um ihr „alltägliches ich“ abzulegen und sich dem „inneren und oft verborgenen ich“ anzunähern.
Kunst kann also eine Art Türöffner in die Innenwelt des Menschen sein.
Mit dieser Kunst und „Maske“ schützen sie dann ihre Identität(en) und erleben im Kostüm für einen Moment so etwas wie „Freiheit“.