Am 20. November 2025 waren wir bei der Preisverleihung des Cottbuser Toleranzpreises. Mit unserem Projekt "Lausitz für Alle" haben wir den dritten Preis gewonnen.
Darüber haben wir uns sehr gefreut. Besonders herausstellen wollen wir die tolle, wertschätzende & rührende Laudatio, die wir bekommen haben und von Prof. Dr. Ralf Woll gehalten wurde (Ausschnitte siehe unten).
Für alle Preisträger*innen gab es die Toleranzpreis-Pyramide, eine Urkunde, eine Felicitas-Schokobüste von Fürst Pückler und natürlich den Check sowie Kugelschreiber, einen "Cottbus-ist-bunt" - Schal und eine kleine Schokopyramide.
Es war ein bunter und unglaublich schöner Abend untermalt mit Gesang von Alexander Knappe, moderiert von ihm und der Lausitz TV Chefin. Zum Abschluss gab es ein Buffet und Getränke an der Bar.
Ein paar Ausschnitte aus der Laudatio:
[...] Warum der CSD? [...] Ihr schafft Räume, in denen Jugendliche zum ersten Mal sagen können: "Ich bin okay so, wie ich bin."
[...]
Und ihr stemmt all das mit knappen Mitteln. Mit viel Herz.
[...]
Dieses Jahr habt ihr Angriffe erlebt, Brand, dumme Sprüche, blöde Gesten, Gegenwind - und zwar keinen kleinen. Und wisst ihr, was ihr gemacht habt?
Genau.
Ihr habt weitergemacht.
Das ist Zivilcourage. Und das ist genau das, wofür dieser Preis auch steht.
[...]
Ihr zeigt dieser Stadt, dass Vielfalt bereichert. Dass Demokratie nicht nur auf Plakaten passiert, sondern in Gesprächen, Workshops, Begegnungen. Dass man sich gegenseitig nicht immer verstehen muss, um sich zu respektieren.
[...]
Wir wollen euch sagen: Danke, dass ihr euren PLatz behauptet. Danke, dass ihr Menschen stärkt, die oft zu wenig Stärke erfahren. Offen mit Herz.
Viele von euch ermöglichen das ehrenamtlich, zwischen Job und Familie und den üblichen Cottbuser Alltagssorgen.
Und ja - genau das verdient Applaus und Unterstützung
[...]
Dieser dritte Platz ist ein Zeichen. Ein Zeichen von uns allen an euch:
Wir stehen hinter euch. Wir brauchen euch. Und wir sind froh, dass ihr da seid.
Über 800 Menschen haben sich beim CSD in Cottbus versammelt, um gemeinsam für die Rechte queerer Menschen, Toleranz und Gleichberechtigung einzustehen. Mit dabei: die Omas gegen Rechts und die größte Regenbogenfahne, die Cottbus je gesehen hat. Ein Tag voller Farbe, Musik und klarer Botschaften gegen Hass und Ausgrenzung. 🌈✨
Der CSD Cottbus e.V. veranstaltete am 25.10.2025 eine politische Demonstration, die Cottbus noch nicht erlebt hat. Schirmfrau des CSDs ist die Bürgermeisterin der Stadt Cottbus. Weit über 800 Menschen kamen zur Stadthalle auf den Berliner Platz. Gruppen reisten aus dem Umland an. Sie kamen von den Dörfern, Amtsgemeinden und aus den großen Städten. Teams machten sich aus Berlin, Leipzig, Dresden, Thüringen und Potsdam auf den Weg. Die Züge waren voll und einige kamen trotz Zugverspätung noch pünktlich zur Demo. "Vereint in Frieden und Vielfalt", so lautete das Motto, unter dem sich alle gemeinsam auf den Weg durch die Cottbuser Innenstadt machten. Die Omas gegen Rechts hatten eine riesige Regenbogenfahne mitgebracht, die von vielen Händen getragen wurde.
In den letzten Jahren war die CSD-Demo kleiner. Was war in diesem Jahr anders?
Fast jeder 3. CSD wurde in diesem Jahr von Rechtsextremen angegriffen. Auch für Cottbus waren 2 Gegendemos angemeldet worden. Es wurde gegen den CSD in Cottbus mobil gemacht. Rund 90 Gegendemonstranten tauchten in Cottbus auf und positionierten sich gegen den CSD. Die Polizei war stark vertreten und sicherte die Veranstaltungen ab. Zu Auseinandersetzungen kam es nicht.
Lars Bergmann, Fachstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Land Brandenburg, rief in seiner Rede dazu auf, die Faust zu heben, wenn jemand Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und / oder geschlechtlichen Identität erlebt hat. Viele Hände gingen in die Höhe.
Der aktuelle Diskurs bereitet vielen Menschen Sorge. Seit es den CSD in Cottbus gibt, waren die Umstände noch nie so offen queerfeindlich. Die Beratungszahlen und die Diskriminierungsmeldungen steigen. Die Zahlen der Gewalttaten, auch gegen Queers nimmt zu. Angriffe auf CSDs, Feste der Vielfalt, Wohnprojekte und gegen Jugendclubs nehmen zu. Hass und Einschüchterungsversuche zielen auf den Regenbogen. In den CSD-Aktionswochen wurden mehrere Regenbogenfahnen zerstört. Ganze Fahnenmaste wurden aus der Verankerung gerissen, um an das Regenbogensymbol zu kommen. Am Regenbogenkombinat brannte eine Papiertonne. Der Staatsschutz ermittelte.
Drag Queen Miss Cherry Moonlight zeichnete in ihrer Ansprache ein Bild zur aktuellen Lage. Die Repräsentantin der AIDS-Hilfe rief dazu auf, sich weiter aktiv für die Demokratie und für Mitmenschlichkeit einzusetzen, denn was heute in Cottbus zu sehen sei, sei eine funktionierende Demokratie, die sich für Menschenrechte positioniert.
In vielen Ansprachen kam zum Ausdruck, was zu tun sei.
Die Politik und die Verwaltung müssen Ressourcen zur Verfügung stellen, um queere Menschen zu schützen.
Maßnahmepakete müssen auf den Weg gebracht werden, damit Präventions-, Bildungs- und Beratungsarbeit geleistet werden kann.
Der Aktionsplan Queeres Brandenburg muss aufgestockt werden. Der jahrelange Sparkurs muss ein Ende haben.
Es braucht verlässlich geförderte Strukturen, um die Vielfalt und die Demokratie zu schützen und zu entwickeln.
Menschen in politischen Verantwortungspositionen müssen alles daran setzen, Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Sie müssen zivilgesellschaftlich engagierte Menschen bestärken und sie unterstützen.
Die Opfer von Queerfeindlichkeit und Menschenfeindlichkeit brauchen Schutz und die Täter:innen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Forderungen zum diesjährigen CSD wurden in zahlreichen Redebeiträgen zum Thema gemacht. In verschiedenen Sprachen waren die Beiträge an den Haltepunkten der CSD-Demo zu hören. Menschen verschiedener Nationalitäten redeten in ihrer Landessprache.
Die CSD-Demo wanderte vom Berliner Platz über den Altmarkt zur Oberkirche. Von dort aus ging es weiter zum BTU-Zentralcampus und dann zog die Demo zum Erich Kästner Platz.
Am Stadthaus angekommen, sprach Miss Moonlight über die jüngsten Entwicklungen in der Stadt. Antidemokraten haben es geschafft, dass die Regenbogenfahne nicht mehr am Erich Kästner Platz gehisst wird. Die Stadt hat sich eine eigene Flaggenverordnung gegeben, wonach die Regenbogenfahne lediglich an einem Tag vor der Stadthalle aufgehängt werden soll. In den letzten Jahren wurde die Regenbogenfahne zu den CSD-Aktionswochen für 2 Wochen am Fahnenmast am Erich Känstner Platz aufgehängt. Die Dragqueen bedankte sich bei allen Menschen in der Politik, die sich für die Belange von queeren Menschen seit vielen Jahren engagieren und rief dazu auf, auch weiterhin jeden Millimeter Demokratie zu verteidigen.
Die Dunkelheit brach ein. Die Stimmung war fantastisch und trotz des einsetzenden Regens kamen die Menschen fröhlich und beschwingt am Glad-House an. Dort schunkelte die Demo bis Mitternacht aus.
Am 24.10.2025 wurde der Film “Pride” im Klunker gezeigt. Organisiert wurde dies von der ver.di Jugend. Im Vorfeld gab es eine Podiumsdiskussion mit Fokus, wie die queere und die Arbeiter:innenbewegung kämpfe verbinden können. Es waren in etwa 30-40 Leuten dabei.
+++ Feuer am Regenbogenkombinat Cottbus - Papiertonne steht in Flammen +++
War das ein Brandanschlag? Am 20. Oktober steht gegen 15:05 Uhr die Papiertonne am Regenbogenkombinat in Flammen. Der Rauch war im Stadtteil deutlich zu sehen.
Eine ältere Frau informierte die Menschen: „auf dem Hof brennt eine Papiertonne“. Vier Ehrenamtliche laufen die Treppen hinunter, jemand greift den Feuerlöscher. Die Papiertonne, die sich nahe an der Fassade am Hinterhof des queeren Zentrums befindet, steht in Flammen. Ehrenamtliche versuchen das Feuer zu löschen. Die Feuerwehr ist aus der Ferne zu hören. Kurz darauf trifft die Polizei ein.
„Das ist kein Zufall“, sagt Christian Müller, Vorstandsmitglied des CSD Cottbus e.V.. „Wir stecken in den CSD-Aktionswochen, die noch bis Ende der Woche mit zahlreichen Veranstaltungen verlaufen. Wir brauchen schnelle Aufklärung durch die Polizei. Am kommenden Samstag wird es eine CSD-Demo in Cottbus geben. Dagegen wurde von Antidemokraten eine Gegendemo angemeldet.“
Am vergangenen Donnerstag gab es einen Gesprächsabend mit der Polizei zum Thema Hasskriminalität. Das Thema Schutz und Sicherheit von queeren Menschen ist in diesem Jahr besonderes präsent. Das Regenbogenkombinat wurde in der Vergangenheit mehrfach am Eingangsbereich beschädigt. Regenbogenbanner wurden immer wieder abgerissen und beschmiert. Erschreckend ist, dass der Brand am Tag stattfand, während sich Menschen im Gebäude aufhielten.
Der CSD Cottbus bedankt sich bei den Menschen, die Bescheid gesagt haben und schnell geholfen haben. Wir brauchen Menschen, die Zivilcourage zeigen und hoffen am 25.10. ein Zeichen für eine offene, liebenswerte und vielfältige Gesellschaft zu setzen.
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