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Der CSD Cottbus e.V. veranstaltete am 25.10.2025 eine politische Demonstration, die Cottbus noch nicht erlebt hat. Schirmfrau des CSDs ist die Bürgermeisterin der Stadt Cottbus. Weit über 800 Menschen kamen zur Stadthalle auf den Berliner Platz. Gruppen reisten aus dem Umland an. Sie kamen von den Dörfern, Amtsgemeinden und aus den großen Städten. Teams machten sich aus Berlin, Leipzig, Dresden, Thüringen und Potsdam auf den Weg. Die Züge waren voll und einige kamen trotz Zugverspätung noch pünktlich zur Demo. "Vereint in Frieden und Vielfalt", so lautete das Motto, unter dem sich alle gemeinsam auf den Weg durch die Cottbuser Innenstadt machten. Die Omas gegen Rechts hatten eine riesige Regenbogenfahne mitgebracht, die von vielen Händen getragen wurde.

 

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In den letzten Jahren war die CSD-Demo kleiner. Was war in diesem Jahr anders?

Fast jeder 3. CSD wurde in diesem Jahr von Rechtsextremen angegriffen. Auch für Cottbus waren 2 Gegendemos angemeldet worden. Es wurde gegen den CSD in Cottbus mobil gemacht. Rund 90 Gegendemonstranten tauchten in Cottbus auf und positionierten sich gegen den CSD. Die Polizei war stark vertreten und sicherte die Veranstaltungen ab. Zu Auseinandersetzungen kam es nicht.

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Lars Bergmann, Fachstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Land Brandenburg, rief in seiner Rede dazu auf, die Faust zu heben, wenn jemand Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und / oder geschlechtlichen Identität erlebt hat. Viele Hände gingen in die Höhe.

Der aktuelle Diskurs bereitet vielen Menschen Sorge. Seit es den CSD in Cottbus gibt, waren die Umstände noch nie so offen queerfeindlich. Die Beratungszahlen und die Diskriminierungsmeldungen steigen. Die Zahlen der Gewalttaten, auch gegen Queers nimmt zu. Angriffe auf CSDs, Feste der Vielfalt, Wohnprojekte und gegen Jugendclubs nehmen zu. Hass und Einschüchterungsversuche zielen auf den Regenbogen. In den CSD-Aktionswochen wurden mehrere Regenbogenfahnen zerstört. Ganze Fahnenmaste wurden aus der Verankerung gerissen, um an das Regenbogensymbol zu kommen. Am Regenbogenkombinat brannte eine Papiertonne. Der Staatsschutz ermittelte.

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Drag Queen Miss Cherry Moonlight zeichnete in ihrer Ansprache ein Bild zur aktuellen Lage. Die Repräsentantin der AIDS-Hilfe rief dazu auf, sich weiter aktiv für die Demokratie und für Mitmenschlichkeit einzusetzen, denn was heute in Cottbus zu sehen sei, sei eine funktionierende Demokratie, die sich für Menschenrechte positioniert.

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In vielen Ansprachen kam zum Ausdruck, was zu tun sei.

  • Die Politik und die Verwaltung müssen Ressourcen zur Verfügung stellen, um queere Menschen zu schützen.
  • Maßnahmepakete müssen auf den Weg gebracht werden, damit Präventions-, Bildungs- und Beratungsarbeit geleistet werden kann.
  • Der Aktionsplan Queeres Brandenburg muss aufgestockt werden. Der jahrelange Sparkurs muss ein Ende haben.
  • Es braucht verlässlich geförderte Strukturen, um die Vielfalt und die Demokratie zu schützen und zu entwickeln.
  • Menschen in politischen Verantwortungspositionen müssen alles daran setzen, Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Sie müssen zivilgesellschaftlich engagierte Menschen bestärken und sie unterstützen.
  • Die Opfer von Queerfeindlichkeit und Menschenfeindlichkeit brauchen Schutz und die Täter:innen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Forderungen zum diesjährigen CSD wurden in zahlreichen Redebeiträgen zum Thema gemacht. In verschiedenen Sprachen waren die Beiträge an den Haltepunkten der CSD-Demo zu hören. Menschen verschiedener Nationalitäten redeten in ihrer Landessprache.

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Die CSD-Demo wanderte vom Berliner Platz über den Altmarkt zur Oberkirche. Von dort aus ging es weiter zum BTU-Zentralcampus und dann zog die Demo zum Erich Kästner Platz.

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Am Stadthaus angekommen, sprach Miss Moonlight über die jüngsten Entwicklungen in der Stadt. Antidemokraten haben es geschafft, dass die Regenbogenfahne nicht mehr am Erich Kästner Platz gehisst wird. Die Stadt hat sich eine eigene Flaggenverordnung gegeben, wonach die Regenbogenfahne lediglich an einem Tag vor der Stadthalle aufgehängt werden soll. In den letzten Jahren wurde die Regenbogenfahne zu den CSD-Aktionswochen für 2 Wochen am Fahnenmast am Erich Känstner Platz aufgehängt. Die Dragqueen bedankte sich bei allen Menschen in der Politik, die sich für die Belange von queeren Menschen seit vielen Jahren engagieren und rief dazu auf, auch weiterhin jeden Millimeter Demokratie zu verteidigen. 

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Die Dunkelheit brach ein. Die Stimmung war fantastisch und trotz des einsetzenden Regens kamen die Menschen fröhlich und beschwingt am Glad-House an. Dort schunkelte die Demo bis Mitternacht aus.

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