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Stadthalle1

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Unter dem Motto "Zuwendung - Vielfalt gestalten" gingen am 8. Juli 2023 rund 300 Menschen auf die Straßen von Cottbus. Anlässlich des 15. CSD Cottbus & Niederlausitz waren Menschen aus Cottbus, Spree-Neiße, Magdeburg, Thüringen, von den umliegenden Landkreisen, Städten, Gemeinden und Dörfern, sowie dem Ausland zur Demonstration gekommen.

Auf dem Stadthallenvorplatz begrüßte Miss Cherry Moonlight die Demoteilnehmenden. Thomas Bergner, Dezernent der Stadt Cottbus, sowie die Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg hielten Ansprachen und überbrachten Grüße. Lars Bergmann, Fachstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt des Landes Brandenburg war ebenfalls zu hören und Pfarrer Simon Klaas von der Gesamtkirchengemeinde Forst (Lausitz) sprach wichtige Worte. Die CSD-Ehrenamtliche Jasmin moderierte Henrik, Vertreter der AG "Speakers Corner" aus Burg (Spreewald), an. Zu hören waren Redebeiträge auf deutsch und sorbisch. Zu Wort kam auch Lisa Temesvári-Alamer, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Spree-Neiße. Sie sprach auf ungarisch. Der CSD-Vorsitzende Michael Ziltz freute sich über die vielen Menschen und gab den Demoteilnehmenden Orientierung für den weiteren Verlauf der Kundgebung.

[Wir werden die Redebeiträge hier in den kommenden Wochen veröffentlichen. Wir bitten um etwas Geduld.]

Illustration: Elke R. Steiner - steinercomix.de

Es braucht die Sichtbarkeit von Vielfalt, um Rechtsextremismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit zu begegnen. Es braucht viele Stimmen, um gehört zu werden. Da Demokratie nicht vom Himmel fällt und alltäglich gefördert und beschützt werden muss, wurden auch im Rahmen der CSD Demo wichtige soziale und politische Themen angesprochen. Botschaften für eine demokratische und offene, sowie vielfältige und respektvolle Gesellschaft wurden in die Welt gesendet.

Der Christopher Street Day in Cottbus ist mehr als eine Demo. Zwei Wochen lang wehen über 365 Regenbogenfahnen in der Region. Beim CSD solidarisieren sich Menschen aus Brandenburg, Sachsen und Polen, die in unserer Gesellschaft oft keine Vorteile, also Privilegien haben und im Alltag unsichtbar bleiben, ja sogar unsichtbar sein müssen, um nicht angefeindet zu werden. "Wer unsichtbar ist oder unsichtbar gemacht wird, wird oft nicht mitgedacht", sagt Christian Müller, Mitglied des CSD-Vorstandes. "Problematisch wird es dann, wenn durch fehlende Repräsentanz, Diskriminierung, Ausgrenzung, Hass und Gewalt gesellschaftsfähig werden. Wenn es Mode wird, gegen trans*Menschen, Nichtbinäre oder Homosexuelle zu hetzen, dann müssen wir laut und deutlich werden. Wenn im Sportunterricht an der Schule der Sportlehrer das Wort "Schwuchtel" gebraucht, dann werden wir nicht wegschauen."

Illustration: Elke R. Steiner - steinercomix.de

Es sei doch schon viel erreicht. Diesen Satz hören Ehrenamtliche des CSDs immer wieder, auch während der CSD-Aktionswochen, die in diesem Jahr vom 26. Juni bis 8. Juli verlaufen sind und mit 25 Veranstaltungen prall gefüllt waren. Bei allem Fortschritt, den es mit dem CSD auch zu feiern gilt, braucht es Aufmerksamkeit auf die noch immer bestehenden weltweiten Problemlagen. Welche Probleme meinen wir? Hier einige Beispiele:

  • in über 70 Ländern der Welt werden Homosexuelle staatlich verfolgt
  • in vielen Ländern steht auf schwule Liebe lebenslange Gefängnisstrafe, Folter und der Tod
  • in Deutschland erleben wir noch immer fehlende Queersensibilität in Behörden, im Gesundheitssystem, im Bildungssysstem, am Arbeitsmarkt und in der Allgemeinbevölkerung
  • Menschen erleben Diskriminierung, Mobbing und Hetze in der Schule, in der Uni, im Ausbildungsbetrieb und am Arbeitsplatz
  • Personalentscheidungen z.B. bei Einstellungsverfahren werden in Abhängigkeit von sexueller Orientierung und/oder Geschlechtsidentität, Herkunft und Hautfarbe getroffen
  • es fehlt an zahlreichen Stellen das Engagement von Verantwortungsträgern der Politik, Verwaltung und am Arbeitsmarkt - es braucht klare Positionen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit
  • seit Jahren machen wir auf fehlende Ressourcen im Bereich Prävention, Beratung, Aufklärung und queerer Bildung aufmerksam - es braucht auskömmliche strukturelle Förderung
  • der Aktionsplan Queeres Brandenburg ist seit Beginn (Jahr 2017) unterfinanziert
  • die Verwaltungshürden für ehrenamtlich tätige Träger zur Beantragung und Bewirtschaftung von Fördermitteln im Bereich der Projektfinanzierung sind enorm; Jahr für Jahr werden die Hürden umfänglicher und die Verfahren komplizierter - der Abbau von Barrieren ist nicht in Sicht
  • vor Ort erleben wir Raumeinnahme von extrem rechten Gruppen, z.B. durch Kundgebungen, queerfeindliche Öffentlichkeitsarbeit (Anti-Homo-Aufkleber z.B. in Stadtteilen von Cottbus), Social-Media-Aktivitäten
  • Alltagsrassismus erleben wir in allen Bereichen des Lebens
  • toxische Männlichkeit und queerfeindliche Situationen im Elternhaus und in der Nachbarschaft werden für viele queere Jugendliche zum Verhängnis
  • Eltern verweigern ihrem Kind den Zugang zu queeren Angeboten (z.B. Aufklärungsworkshops in der Schule, Gruppentreffen)
  • Eltern zwingen ihr Kind, sich im zugeordneten Geschlecht zu entwickeln, auch wenn das Kind trans* oder nichtbinär ist
  • Regenbogenfahnen werden regelmäßig abgerissen und zerstört
  • der Angriff mit einem Brandsatz gegen die Michaelkirche in diesem Jahr hätte Menschen das Leben kosten können
  • Regenbogenfahnen werden in Brand gesetzt z.B. an öffentlichen Verwaltungsgebäuden oder bei öffentlichen Veranstaltungen
  • queerfeindliche, rassistische, rechtsextremistische Hasskommentare in Sozialen Medien (z.B. Instagram, TikTok, Youtube, Facebook) finden wir täglich
  • es sind kaum Schutz- und Beratungsräume für queere Menschen und von Diskriminierung Betroffene vorhanden
  • wir kritisieren fehlenden Schutz für queere Geflüchtete
  • fehlende Angebote für queere Menschen mit Beeinträchtigung sind ein Problem
  • queere Senior:innen werden nicht mitgedacht; es besteht kaum Queersensibilität im Bereich der Altenhilfe und Pflege

[Wir werden die Redebeiträge hier in den kommenden Wochen veröffentlichen. Wir bitten um etwas Geduld.]

Illustration: Elke R. Steiner - steinercomix.de

Die CSD Demo wanderte von der Stadthalle zum BTU-Zentralcampus. Vom Balkon, aus dem Hausflur und am Straßenrand wurde gewunken oder sichtlich empört und köpfschüttelnd reagiert. Die Demoteilnehmenden waren guter Stimmung. Eva LaBosse und DJ Trudi Padma Knusprig sorgten für tolle Musik und jubelten den Bürger:innen zu. "Das hier ist der 15. CSD Cottbus und Niederlausitz, reihen Sie sich ein, seien Sie mit dabei für ein weltoffenes Cottbus", rief die Drag Queen vom bunt geschmückten Wagen.

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Am Zentralcampus angekommen, gab es einige Redebeiträge auf englisch, arabisch und polnisch. Es sprachen auch die beiden Lehrkräfte Laura und Max aus Burg (Spreewald), die vor einigen Wochen an die Medien gegangen waren und über die Probleme Rechtsextremismus, Rassismus und Homofeindlichkeit in der Region gesprochen hatten. Das löste ein bundesweites Medienecho und einen Impuls der Solidarität, Auseinandersetzung und Entrüstung aus. Zahlreiche Menschen äußerten sich über vielfältige Kanäle. Laura und Max machten den CSD-Teilnehmenden Mut, sich demokratisch, solidarisch und vielfältig zu zeigen und zu engagieren. Tom vom CSD Cottbus e.V. gab in seiner Rede Einblick in die queere Bildungsarbeit und brachte Beispiele mit aktuellem Bezug zu Spree-Neiße und Cottbus. Rechtsextremismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit sind weder medial aufgezogene Minderheitenprobleme, noch Jugendphänomene. Es braucht Zivilcourage, um einzuschreiten und Mut, sich aktiv und sichtbar für Demokratie einzusetzen.

weitere Informationen folgen....

Wir danken allen Menschen, die diese Bewegung ermöglicht haben.